- Anglikanische Kirchengemeinschaft
- Anglikanische Kirchengemeinschaft,englisch Anglican Communion ['æȖglɪkən kə'mjuːnjən], die Gemeinschaft der aus der Kirche von England hervorgegangenen, rechtlich jedoch selbstständigen National- und Partikularkirchen (Provinzen). Sie sehen ihre Einheit in Liturgie, Lehre, Verfassung und kirchlicher Ordnung (Common Prayer Book) und sind besonders auf dem Gebiet des ehemaligen British Empire verbreitet. Kennzeichnend sind die 1888 von der »Chicago Lambeth Quadrilateral« angenommenen Grundlagen für die Einigung mit den Dissenters (1920 ergänzt und endgültig formuliert): Anerkennung der Bibel als Zeugnis der göttlichen Offenbarung, das Apostolische Glaubensbekenntnis als Aussage des christlichen Glaubens, die beiden von Christus selbst eingesetzten Sakramente Taufe und Abendmahl und das historische (d. h. ursprüngliche) Bischofsamt. Seit den 80er-Jahren sind in den Provinzen Kanada, Neuseeland und in den USA Frauen zum Priesteramt zugelassen; seit 1993 (gegen harte Widerstände) auch in der Kirche von England. Im weiteren Sinn gehört die Anglikanische Kirchengemeinschaft zum Protestantismus, doch betont sie nachdrücklich ihre Katholizität (anglikanische Weihen, apostolische Sukzession); sie ist daher besonders aufgeschlossen für die ökumenische Bewegung. So steht die Anglikanische Kirchengemeinschaft mit anderen Kirchen teils in Abendmahlsgemeinschaft (z. B. mit den lutherischen Kirchen Skandinaviens), teils in voller Kirchengemeinschaft (z. B. mit den Altkatholiken). Der interkonfessionelle theologische Dialog wird mit der katholischen Kirche (seit 1967), der orthodoxen Kirche (seit 1973) und den reformierten Kirchen (seit 1980) gepflegt. Zwischen den lutherischen und den anglikanischen Kirchen fanden 1970-72, 1983 und 1987 theologische Gespräche statt.Die Mitgliedskirchen der Anglikanischen Kirchengemeinschaft sind bischöflich verfasst und haben, außer der englischen Mutterkirche, den Status von Freikirchen. Die leitenden Bischöfe der National- und Partikularkirchen bilden seit 1978 die Konferenz der Kirchenführer, die als zweites gesamtanglikanisch beratendes Gremium neben die 1969 gegründete Anglikanische Konsultativkonferenz trat, zu der jede Mitgliedskirche je einen Bischof, Priester und Laien entsendet. Folgende National- und Partikularkirchen (Provinzen) bilden die Anglikanische Kirchengemeinschaft: Die Kirche von England (mit den beiden Provinzen Canterbury und York); die schottische Episkopalkirche, die Kirchen von Wales und Irland (als autonome Provinz in der Diaspora); die Provinzen Australien, Brasilien, Birma, Burundi, Indischer Ozean, Japan, Jerusalem und Mittlerer Osten, Demokratische Republik Kongo, Kanada, Kenia, Korea, Melanesien, Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Ostasien (mit Sitz in Hongkong), Papua-Neuguinea, Philippinen, Ruanda, Sri Lanka, Sudan, Südafrika, Südostasien (mit Sitz in Singapur), Südspitze Amerikas, Tansania, Uganda, Westafrika, Westindien, Zentralafrika; die Protestantische Episkopalkirche in den USA (Protestant Episcopal Church) und die anglikanischen Kirchen von Bangladesh, Kuba, Pakistan, Nord- und Südindien. Seit 1980 gehören der Anglikanischen Kirchengemeinschaft auch die »Lusitanische Katholische Apostolische Evangelische Kirche« Portugals und die »Spanische Reformierte Bischöfliche Kirche« an. Zur Beratung der gemeinsamen Fragen dient die internationale anglikanische Bischofskonferenz (Lambeth-Konferenz) unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Canterbury, dem damit ein gewisser Ehrenprimat und Loyalitätsanspruch zukommt. Die Beschlüsse dieser Konferenz, die in der Regel alle zehn Jahre zusammentritt, haben empfehlenden Charakter. Zwischen diesen Konferenzen tagen die Konferenz der Kirchenführer und die Anglikanische Konsultativkonferenz. Weltweit gibt es heute (2000) rd. 73 Mio. anglikanische Christen; anglikanische Gemeinden bestehen in über 160 Ländern.H. H. Harms: Die Kirche von England u. die A. K. (1966);Vom Dialog zur Gemeinschaft, hg. v. G. Gassmann (1975);A. M. G. Stephenson: Anglicanism and the Lambeth Conference (London 1978);The Study of Anglicanism, hg. v. S. Sykes u. a. (London 21998).
Universal-Lexikon. 2012.